Installationen

Sie ermöglichen den Eintritt in eine dritte Dimension
und eine deutlichere Aussage über eine bestimmte Thematik.



ROTE LISTE - ARTENSTERBEN


Eine Installation für die Kunstausstellung des "OKB, Oberhessischer Künstlerbund" zum Thema "Tier" mit dem Titel: " Süße Katzenbilder fliegen sofort raus "

Sie thematisiert das dramatische Artensterben in Deutschland.

Immer mehr Flächen gehen für die Natur verloren. Zum einen durch Bebauung, zum anderen durch Zier- oder Schotterrasen in den immer kleiner ausgewiesenen Vorgärten. Hinzu kommen Flächenverluste durch die  Intensivierung der Landwirtschaft. Wo früher Viehhaltung auf krautreichen Wiesen betrieben wurde, blühen heute durch Überdüngung nur noch wenige "Starkzehrer", wie Löwenzahn und Scharfer Hahnenfuß. Mit dem Klimawandel  einhergehende geänderte Lebensbedingungen tun ihr Übriges.

DIE GEFÄHRDUNG DER ARTEN
IN DEUTSCHLAND

 

ROTE LISTEN - DEUTSCHLAND dokumentieren auf wissenschaftlicher Grundlage und in verdichteter Form die Gefährdung der einheimischen Arten. Sie werden jeweils für bestimmte Artengruppen von unterschiedlichen Expertengruppen erstellt. Mich interessierten die Parameter in den Spalten  „Kurzfristiger Bestandstrend“ und „Langfristiger Bestandstrend“ und zwar nur für die Tiere, die mindestens eine abnehmbare Tendenz, entweder in der Kurzzeit- oder in der Langzeitprognose aufwiesen.


Dies war bei 6826 Tierarten der Fall. Wobei nicht alle Tierarten wissenschaftlich erfasst und ausgewertet wurden oder werden können, das trifft z. B. auf viele Meereslebewesen zu. Die Listen sind online abrufbar unter: www.rote-liste-zentrum.de

 

 

 

 


Amphibien | Ameisen | Bienen | Binnenasseln | Binnenmollusken | Blattfußkrebse | Blatthornkäfer | Blattkäfer | Bockkäfer | Bodenlebende wirbellose Meerestiere | Borkenkäfer | Büschelmücken | Clavicornia | Diversicornia | Doppelfüßer | Dunkelmücken | Eintagsfliegen | Eulen-falter, Traegspinner, Graueulchen | Fransenflügler | Gnitzen | Heuschrecken | Hundertfüßer | Köcherfliegen | Kurzflügler | Langbein-, Tanz- und Rennraubfliegen | Laufkäfer | Libellen | Meeresfische und -neunaugen | Netzflügler | Ohrwürmer | Pflanzenwespen | Pseudoskorpione | Raubfliegen | Regenwürmer | Reptilien | Rüsselkäfer | Säugetiere | Schaben | Schmetterlingsmücken|  | Schwebfliegen | Spanner | Spinnen | Spinnenartige Falter | Steinfliegen |  Süsswasserfische und -neunaugen | Tagfalter | Tastermücken | Teredilia und Heteromera | Vögel | Wanzen | Wasserbewohnende Käfer | Weberknechte | Zikaden | Zünselfalter 

Installation bestehend aus farbig bedruckten Papierseiten hinter Glas, farbige Schottersteine auf Glasplatte geklebt, Kunstrasen auf Glasplatte geklebt. 

Maße: B.280 x H.280 cm Wandfläche,  B.280 x T.140 Bodenfläche. Rechts: Künstlerkollege Viktor Lau.

Detail - kurzfristiger Bestandstrend:  vvv  Sehr starke Abnahme | vv  Starke Abnahme | (v)  Abnahme mäßig oder im Ausmaß unbekannt | =  Gleich bleibend | ^  Deutliche Zunahme | ?  Daten ungenügend und langfristiger Bestandstrend: <<<  Sehr starker Rückgang | <<  Starker Rückgang | <  Mäßiger Rückgang | (<)  Rückgang, Ausmaß unbekannt | =  Gleich bleibend | >  Deutliche Zunahme | ?  Daten ungenügend


"Das Rad der Erinnerung" - Eine Installation für die Ausstellung 
"Künstler*innen für Menschenrechte"
, 13. 7. - 20. 10. 2023, bei der VHS Landkreis Gießen.


Das Rad der Erinnerung

 

Zur Installation gehören: ein altes Wagenrad über einem mit Goldfolie überzogenem Aschebehälter, ein runder Aschekübel, ebenfalls mit Goldfolie ausgekleidet und ein Podest miteinem iPad, auf dem ein Video der Zeitzeugin Anna Mettbach auf www.zeitzeugen-portal.de abläuft.

Obgleich Sinti und Roma in vielen Regionen seit Generationen ansässig sind, ist der jahrhundertealte Mythos vom „Wandervolk“ bis heute lebendig. Der Begriff „Zigeuner“ ist eine von Vorurteilen und Klischees geprägte Bezeichnung. Sie wird von den meisten Sinti und Roma als diskriminierend abgelehnt.

Der nationalsozialistische Staat grenzte Sinti und Roma schrittweise aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens aus und beraubte sie ihrer Rechte. Sie wurden als Arbeitssklaven für SS-eigene Unternehmen missbraucht. Hunger, Kälte, Krankheiten und brutale Misshandlungen bestimmten ihren Alltag in den Lagern. Zahlreiche Menschen fielen Exekutions-kommandos zum Opfer. Das Netz der Konzentrationslager, Erschießungsstätten und Massengräber zog sich über ganz Europa.

Als Himmler im Frühjahr 1945 den Befehl gab, die Konzentrationslager zu räumen, kamen weitere Sinti und Roma auf den so genannten „Todesmärschen“ um. Andere starben bald nach ihrer Befreiung an den Folgen der KZ-Haft. Nach Schätzungen fielen 500.000 Sinti und Roma der systematischen Vernichtung zum Opfer.
 

Das Rad der Erinnerung dreht sich hoffentlich immer weiter, so dass aus der Asche der Vergangenheit das Gold für die Zukunft wird.

 

 

ANNA METTBACH, geborene Kreuz, ist 1926 in Ulfa bei Nidda geboren. Sie steht in meinem Werk stellvertretend für alle Sinti und Roma, die Opfer des Rassenwahns der Nationalsozialisten wurden.

 

Mit 16 Jahren wurde sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie die Massenvernichtung in den Gaskammern aus nächster Nähe miterlebte. Von der SS als "arbeitsfähig" selektiert, kam sie Anfang August 1944 auf einen Transport in das Konzentrationslager Ravensbrück und schließlich in ein Außenlager im sächsischen Wolkenburg, wo sie Zwangsarbeit bei Siemens leisten musste.

 

Kurz vor Kriegsende wurde sie auf einem "Todesmarsch" nach Dachau von amerikanischen Truppen befreit. In Frankfurt lernte sie ihren späteren Ehemann Ignatz Mettbach aus Gießen kennen, der das KZ Buchenwald überlebt hatte.

 

Im Jahr 1999 erschienen unter dem Titel "Wer wird die nächste sein?" Anna Mettbachs Erinnerungen an die erlittene Verfolgung.

Quelle: 
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

 

Weitere sehr informative Internetseite zum Thema: www.sintiundroma.org

 


WERTES LEBEN 

 

Diese Installation war Teil einer Gemeinschaftsausstellung, mit 12 weiteren Künstler*innen zum Thema "Menschenrechte".

 

Initiiert wurde das Projekt von den "Künstler*innen für Menschenrechte".

Da ich mit einem Gendefekt geboren wurde, thematisiere ich den Gedanken, was hätte passieren können, wenn ich in der Zeit des Nationalsozialismus gelebt hätte.

 

Wäre ich der "Euthanasie" zum Opfer gefallen, wie 300.000 andere behinderte und psychisch kranke Menschen auch? Viele Menschen wurden zwangssterilisiert. 

Diese sehr persönliche Installation besteht u.a. aus einer B.100 x H.130 cm großen Kohlezeichnung mit dem Selbstporträt mit einem neugeborenen Mädchen. Das Mädchen symbolisiert, dass das Leben weiter gegeben wurde und dass es "des Lebens wert" ist, wenn sich die Eltern dafür entscheiden, ein behindertes Kind zu bekommen, ist das zu akzeptieren und es darf von niemanden getötet werden.

Detailaufnahmen von meinen Unterlagen, die ich noch vom "Humangenetischen Institut Frankfurt" habe, Flaschen mit NS-Plakaten zur "Rassenhygiene", Meldebogen für Patienten und Sterisilations-Besteck.

Museums-Tipp: Die "Vitos" Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Gießen hat sich ihrer Verantwortung gestellt und ein Museum etabliert, in der nicht nur der Wandel der psychiatrischen Therapie und Forensik dokumentiert wird, sondern auch ein besonderer Schwerpunkt auf den Verbrechen des Nationalsozialismus liegt.

Infos unter: 
Psychiatriemuseum "Vitos" Gießen


JEDER STEIN 

EIN LEBEN

 
Diese Installation habe ich gemeinsam mit meiner Frau ANETTE KÖHLER erarbeitet und umgesetzt.

Eine Installation mit 20.000, mit Vornamen beschriebenen und 10.147 unbeschriebenen Kieselsteinen.

Konzipiert für Ausstellungen der Künstler*innen für Menschenrechte.


20.000 STEINE

MIT DEN VORNAMEN BESCHRIEBEN


"Thomas hat die Vornamen von 2
0.000 Opfer auf Marmorkiesel geschrieben. 10.147 bleiben unbeschrieben.

Die Kieselsteine haben wir in weiße Säcke gefüllt und die beschriebenen ausgeschüttet. Die restlichen stehen in offenen Säcken daneben.


Dazu wird die Liste des Bundesarchivs (als Buch gebunden) auf einem kleinen Pult ausgelegt.

Da ich selbst schwerbehindert bin (Tetraspastik), wäre ich wahrscheinlich auch unter den Opfern gewesen. Ferner möchte ich auch zum Nachdenken anregen, was gerade wieder in unserer Gesellschaft passiert (Antisemitismus, Rassendiskriminierung, Ausgrenzung von Minderheiten etc. )." 






Anette sagt dazu:
 

"Im Rahmen der Euthanasie des NS Regimes,  wurden ca. 300.000 Menschen getötet. Das Bundesarchiv hat eine Liste mit 28.000 dieser Opfer der NS-"Euthanasie", zu denen im Bundesarchiv-Bestand R 179 Patientenakten vorliegen, veröffentlicht. Ich möchte, dass dies nicht nur eine Zahl bleibt. 

Mit meinem Kunstwerk möchte ich, dass diese Opfer, zumindest teilweise, einen Namen bekommen und dass die Zahl der Getöteten im wahrsten Sinne „begreifbar“ wird."


SENILE KÖRPER - Verkalkte Demenz

 

Ein Legespiel um Schlagworte, die einem in den Sinn kommen, wenn wir an alte Menschen denken.

Adjektive und Substantiv sind in Holzplättchen eingefasst. Wird ein Adjektiv wahllos vor ein  Substantiv gelegt, ergeben sich völlig neue und überraschende Zusammenstellungen, die häufig mit einem skurrilen Humor verbunden sind, zum Beispiel "senile" "Körper" oder "verkalkte" "Demenz".

Die Installation besteht, neben den Holzplättchen, aus einer B.50 cm x H.70 cm großen Kohlezeichnung von alten Händen, negativ gezeichnet.

 

 

 

 

 

 

EINIGE BEISPIELE GELEGTER
HOLZPLÄTTCHEN: 


ICH BIN ICH - 

"MAKE IT POSITIVE" 


Installation zum Thema Artensterben und Ausbeutung natürlicher Ressourcen, mit 2 Kohlezeichnungen, je B.100 cm x H.70 cm, nach einer Negativvorlage gezeichnet und ein Podest mit der Erzählung "Ich bin ich" und einem iPad, der so eingestellt ist, dass man live die negativ gezeichneten Zeichnungen in positive Zeichnungen auf dem Bildschirm umwandeln kann.

Die Erzählung "Ich bin ich", Teil der Installation.
>> Sie können sich die Erzählung hier herunterladen

 

Die Erzählung vertont und mit Musik unterlegt ist leider ausverkauft.


THE EYES OF WAR


"The eyes of war" 
ist ein ganz toller Fotobildband mit Fotografien blinder  Menschen, die im Zusammenhang mit einem Krieg erblindet sind. Fotograf und Buchautor ist Martin Roemers. Erschienen im Hatje Cantz Verlag (ISBN 978-3-7757-3400-4).

6 Porträts daraus habe ich ausgewählt und gezeichnet. Ich habe dabei auf möglichst viele Details geachtet.  Die Arbeit an solchen Porträts ist immer auch eine Auseinandersetzung mit mir selbst. Hinschauen und Zulassen ist dabei Grundbedingung.

Die fertige Installation besteht - neben den sechs Zeichnungen - aus einem Aufbau, ähnlich einem Altar, bekleidet mit rotem Samt. Auf ihm stehen sechs größere Gläser mit weißen Gänsefedern. Gänsefedern habe ich deshalb gewählt, weil Gänse sehr wachsam sind und vor Gefahren warnen. Auf einem etwas erhöhten Sockel in der Mitte liegt das Buch von Martin Roemers. 

 "Krieg ist nie vorbei, Krieg bleibt ein ganzes Leben
und darüber hinaus ..."
 


WENN EINER KEINE ANGST HAT, 
HAT ER KEINE FANTASIE

- Erich Kästner -


"Was wäre, wenn Virginia Wolf, Robert Schumann, Vincent van Gogh oder Friedrich Hölderlin in der Zeit des National-sozialismus gelebt hätten? Würde man sie jetzt zu den Opfern der "Euthanasie" zählen?"

Es gibt viele bedeutende Persönlichkeiten, die im Laufe ihres Lebens mit psychischen Problemen zu tun hatten und auch in psychiatrischen Kliniken behandelt wurden.

Meine Installation „Wenn einer keine Angst hat …“ thematisiert das Fehlen bedeutender Menschen und ihrer Werke, wenn sie zur Zeit des Nationalsozialismus gelebt hätten, nicht emigriert wären, sondern in einer Klinik von einem ärztlichen Gutachter gemeldet und zur Tötung bestimmt worden wären. Ich habe Fotoporträts von bekannten Persönlichkeiten eingebaut, die im Laufe ihres Lebens in Kliniken an psychischen Erkrankungen behandelt wurden und diese in Verbindung gebracht mit einem (schwarz gestrichenen) Schreibtisch und Utensilien eines begutachtenden Arztes, der sie in Meldebögen erfasst und damit zur Tötung frei gegeben hätte.

"Ja, es hätte passieren können, dass man Virginia Wolf, Vincent van Gogh, Hermann Hesse, u. a. in Meldebögen erfasst und zur Tötung frei gegeben hätte." 

Die »Aktion T4 der Nationalsozialisten

... vollzog den Schritt von der Ausgrenzung zur systematischen Tötung arbeitsunfähiger, pflegeaufwendiger und »störender« Anstaltspatienten. Durch das Ausfüllen der Meldebögen zur Erfassung der »Euthanasie«-Opfer wirkten die Anstaltsärzte an den Morden mit. Ihre Angaben waren Grundlage der Selektionsentscheidungen über Leben und Tod der Patienten. Nach Eingang der ausgefüllten Meldebögen in der »Euthanasie«-Zentrale wurden diese kopiert und die Kopien an insgesamt drei ärztliche Gutachter geschickt. Nach Durchsicht des Meldebogens trugen diese ihre Entscheidung in ein schwarz umrandetes Feld links unten auf dem Bogen ein. Ein rotes Plus (+) bedeutete die Tötung des Patienten. Ein blaues Minus (-) sein Weiterleben. 

Oben und unten links: T4 Busse für den Abtransport. Oben Mitte: Werner Heyde Klinikdirektor und Professor für Psychiatrie und Neurologie an der Universität Würzburg, hochrangiges SS-Mitglied und Gutachter für die Gestapo. Als Leiter der medizinischen Abteilung der Tarnorganisation „Zentraldienststelle T4“ und erster T4-Obergutachter während der Zeit des Nationalsozialismus war er für die Ermordung von Heilanstaltsinsassen und Konzentrationslagerhäftlingen verantwortlich. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges praktizierte er unter dem Pseudonym Dr. Fritz Sawade mehrere Jahre als Arzt. Fünf Tage vor der Eröffnung des Prozesses wegen seiner Verbrechen beging Heyde in der Untersuchungshaft Suizid.

Oben rechts: Tötungsanstalt Hadamar mit rauchendem Schornstein 1941. Foto: Gedenkstätte Hadamar, Sammlung FS 4. Unten Mitte: Laichenfund. Unten rechts: Viktor Brack beim Nürnberger Ärzteprozess, Oberdienstleiter des Amtes II in der Kanzlei des Führers (KdF) und SS-Oberführer. Als einer der maßgeblichen Organisatoren der NS-Krankenmorde, der sogenannten „Aktion T4“, und von medizinischen Experimenten in Konzentrationslagern wurde er im Nürnberger Ärzteprozess 1947 zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet.

300.000 ERMORDETE FRAUEN,
MÄNNER UND KINDER 

 

Zwischen 1939 und 1945 wurden insgesamt ca. 200.000 Frauen, Männer und Kinder aus psychiatrischen Einrichtungen des Deutschen Reichs in mehreren verdeckten Aktionen durch Vergasung, Medikamente oder unzureichende Ernährung ermordet. Hinzu kamen fast 100.000 weitere Morde an Psychiatriepatienten in den besetzten oder annektierten Gebieten. 

Der Ablauf der Tötungen war in allen sechs Gasmordanstalten weitgehend identisch. Bei der Ankunft wurde den Patienten ein normaler Anstaltsbetrieb vorgetäuscht. Für die angebliche Aufnahmeuntersuchung mussten sie ihre Kleidung ablegen. Nach Überprüfung ihrer Personalien wurden sie von einem Arzt oberflächlich gemustert und von T4-Mitarbeitern fotografiert. Pflegekräfte führten die Patienten in den als Duschraum getarnten Vergasungsraum. Ein Arzt betätigte den Gashahn. Nach der Ermordung brachen SS-Männer den Leichen die Goldzähne heraus. Um die Spuren des Verbrechens zu beseitigen, wurden die Toten verbrannt.

 



Die Familien der Opfer wurden mit einem Schreiben über den Tod und die bereits erfolgte Einäscherung ihres Angehörigen informiert. Der »Trostbrief« sollte den Tod als »Erlösung vom Leiden« erscheinen lassen. Ihm lagen zwei im Sonderstandesamt der Tötungsanstalt erstellte Sterbeurkunden bei, die falsche Angaben über Ursache, Ort und Datum des Todes enthielten.

Auf Wunsch der Angehörigen wurde die Urne mit der Asche des Verstorbenen den Heimatfriedhöfen übersandt. 

Tatsächlich enthielten diese nicht die Asche der darauf namentlich vermerkten Personen, sondern waren mit gerade vorrätiger Asche befüllt. Die Wertsachen der Ermordeten wurden nur auf ausdrückliche Anforderung der Angehörigen herausgegeben.

Fotos auf dem Schreibtisch - Links: Arzt im Ghetto, - Mitte: Dachau, Ex-Häftlinge aus dem Lager demonstrieren die Einbringung der Leiche eines Häftlings in das Krematorium, Rechts: zwei Ex-Häftlinge aus dem Lager demonstrieren, wie die Leichen der Häftlinge von einem speziellen Gerät gezogen wurden (Beide Aufnahmen nach der Befreiung 1945). 

Links: Abbildungen von einem Meldebogen - ein rotes + im schwarz umrandeten Feld unten links bedeutete Verurteilung zum Tod.  Rechts:  Trostbrief an die Angehörigen

KREATIVITÄT UND PSYCHISCHE KRANKHEIT


Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander. Etwa der Komponist Robert Schumann, der in seinen manischen Phasen seine schönsten Werke kreiert hat und unglaublich produktiv war, der aber auch melancholische Phasen hatte, in denen er fast nichts schuf. Kreative Menschen können gut assoziieren, sie funktionieren nicht nach Schema F und sind bereit, über Grenzen zu gehen. Zudem besitzen sie eine ausgeprägte Fantasie, die sie befähigt, bedeutende Kunstwerke zu schaffen. In Krisensituationen ist diese Fantasie oft hinderlich.


Wie Erich Kästner schon sagte: „Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Fantasie.“


»Über psychische Krankheiten zu reden 

... ist zwar immer noch für viele Menschen tabu, aber die Situation hat sich doch im Vergleich zur Nazizeit grundlegend verändert und das „Haus der Künstler“ in Gugging ist ein starkes, positives Beispiel, wie auch eine tolerante Langzeitbetreuung funktionieren kann. Ob Malerei, Bildhauerei, Musik oder Schauspiel, Kunst ist ein Medium, mit dessen Hilfe wir psychische Probleme ausdrücken und verarbeiten können.

International Anerkennung fand die “Prinzhorn Sammlung“ des Psychiatrischen Klinikums der Universität Heidelberg (www.sammlung-prinzhorn.de). Sie beinhaltet bildnerische Werke ehemaliger Patienten des Klinikums. Vor allem surrealistische Künstler und der französische Maler Jean Dubuffet beschäftigten sich intensiv mit der Kunst von gesellschaftlich Ausgegrenzten. Er prägte den Begriff „ART Brut“ für autodidaktische Kunst von Menschen mit einer psychischen Erkrankung oder einer geistigen Behinderung und anderen gesellschaftlichen Außenseitern, mittlerweile auch als „Outsider Art“ bezeichnet.


»Ein großes Loch in der Gesellschaft

Kunst und Kultur ist so wichtig, wie die Luft zum Atmen und ein rotes + für die Tötung von Künstlern oder psychisch kranken Menschen, bedeutet einen großen Verlust für die Gesellschaft. Man stelle sich nur vor: Robert Schumann, Vincent van Gogh, Franz Kafka, Ernest Hemingway, Virginia Woolf u. a. wären per Meldebogen erfasst, mit einem + gekennzeichnet, mit einem T4-Bus abtransportiert, anschließend vergast und in einem Massengrab verscharrt worden. Welch großartige Werke würden uns fehlen, ganz zu schweigen von dem Menschen! Und es ist doch nicht vermessen zu behaupten, dass sich unter den ermordeten Menschen viele großartige Persönlichkeiten befanden, auch solche Persönlichkeiten, deren Werke wir heute bewundern würden.  

Friedrich Schröder- Sonnenstern  - Maler
11. 9. 1892 - 10. 5. 1982

Camille Claudel - Bildhauerin
8. 12. 1864 - 19. 10. 1943

Virginia Woolf - Schriftstellerin
25. 1. 1882 - 28. 3. 1941

 

EINIGE BEISPIELE

DER VON MIR VERWENDETE PORTRÄTS

 

Virginia Woolf wurde in jungen Jahren sexuell missbraucht und hatte Zeit Lebens mit schweren Depressionen zu kämpfen.

Auch Ernest Hemingway hatte mit Depressionen zu tun, hinzu kam bei ihm übermäßiger Alkoholkonsum.

Ernst Ludwig Kirchner war vom Krieg traumatisiert und abhängig von Medikamenten.

Manche Menschen verbringen eine längere Zeit in psychiatrischen Kliniken, weil sie nicht so einfach selbst für sich sorgen können. Dazu zählt August Walla, der in verschiedenen Anstalten und im heutigen „Haus der Künstler“ in Gugging (Österreich) lebte. Und doch schuf er mit seiner eigen mythologischen Bildsprache einen ganzen Kosmos voller Bilder, die ihren Weg in die Kunstgeschichte gefunden haben.

Judith Scott wurde zusammen mit ihrer zweieiigen Zwillingsschwester Joyce geboren; im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester mit Down-Syndrom. Als Kind hatte sie Scharlach, was dazu führte, dass sie ihr Gehör verlor, eine Tatsache, die erst viel später erkannt wurde. Als es Zeit für Judith war, die Schule zu besuchen, wurde sie als „unerziehbar“ befunden. Ihre Eltern brachten sie auf ärztlichen Rat in eine Einrichtung für geistig Behinderte. Als Judith einen „Faserkunstkurs“ besuchte, hatte sie ihre künstlerische Technik gefunden, mit deren Hilfe sie sich auszudrücken vermag. Sie nahm verschiedene Objekte, die sie fand und wickelte sie in farbige Garne, bis daraus farbige Skulpturen entstanden.

Als Hommage habe ich die verwendeten Porträts und die große Infotafel mit bunten Wollfäden umrahmt.

Psychische Probleme bahnen sich ihren Weg durch die Persönlichkeit und die ausbrechende Krankheit äußert sich in einen Fall als Psychosomatisch, wie im Fall Franz Kafka, der unter Überempfindlichkeit, hypochondrische Selbstbeobachtung, phobische Ängste verschiedenster Art, rheumatischen Rückenschmerzen, schmerzhaften Verdauungsstörungen, Herz-Rhythmus-Störungen, Kopfschmerzen, chronische Schlaflosigkeit, Irritationen der Haut und schweren Erschöpfungszuständen litt. 

 

 

 

 


John Forbes Nash, Jr.
 wurde eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Er arbeitete als Mathematiker in den Bereichen Spieltheorie und Differentialgeometrie sowie auf dem Gebiet der partiellen Differentialgleichungen.

Robert Schumanns psychische Leiden lassen einen Zusammenhang mit einer Syphilis vermuten. Aber auch eine bipolare Störung und andere Ursachen kommen in Betracht.


Mit einem seltenen Schub an Energie, Aktivität und Unruhe ausgestattet, veröffentlichte Winston Churchill 43 Bücher, während er seine Pflichten als amtierender Premierminister wahrnahm. Die Krankheit zeigt sich durch extreme, zweipolig entgegengesetzte (= bipolare) Schwankungen, die Stimmung, Antrieb und Aktivitätslevel betreffen. Diese Auslenkungen treten phasenhaft auf und reichen weit über das Normalniveau hinaus. Die Betroffenen pendeln zwischen Depression und Manie hin und her, ohne diese Wechsel willentlich kontrollieren zu können.

In einer Privatheilanstalt unternahm Hermann Hesse einen Selbstmordversuch. Daraufhin steckten ihn die Eltern in eine Heil- und Pflegeanstalt. Eine zweite schwere Lebenskrise fiel mit dem Ersten Weltkrieg zusammen. Eine schwere Krankheit des jüngsten Sohnes, der Tod des Vaters, der Erste Weltkrieg, eine Ehekrise und die psychische Erkrankung seiner Frau Mia rissen den damals schon populären Dichter in tiefste Depressionen. Sein Gesundheitszustand war so angegriffen, dass er sich, nach erfolglosem Kuraufenthalt einer psychoanalytischen Behandlung unterzog.

 

Er absolvierte 72 Sitzungen, bei Dr. Josef Bernhard Lang, einem Mitarbeiter C. G. Jungs, in denen es ihm gelang, sich aus der Erstarrung zu lösen und die Krise einigermaßen zu bewältigen. Die Begegnung mit der Psychoanalyse, die ihm half, sich mit den Konflikten seiner Jugendjahre auseinander zu setzen, wurde zu einem wichtigen Wendepunkt in Hesses Leben.​

Ernest Hemingway - Schriftsteller
21. 7. 1899 - 2. 7. 1961

August Walla - Maler
22. 6. 1936 - 7. 7. 2001

Robert Schumann - Musiker, Komponist
8. 6. 1810 - 29. 7. 1856

Rechtsruck

So heißt meine nächste Installation, die ich in der ehemaligen Synagoge in Buseck bei Gießen ausstellen werde.

Näheres hierzu demnächst auf der Seite